Orbit der Oker

– ein interaktiver Atlas einer Kulturlandschaft

Die Oker entspringt im Nationalpark Harz nahe Altenau in 900 Metern Höhe am Bruchberg – von dort aus wurde sie gestaut, begradigt, schiffbar gemacht und um die Städte Wolfenbüttel und Braunschweig geleitet. Heute gibt es zunehmend das Bestreben, den Fluss zu Renaturieren, ohne das wirklich klar wäre, wie der natürliche Zustand ausgesehen haben müsse. Denn zusätzlich gab es eine über 1000 Jahre lange Bergbaugeschichte ausgehend von den Erzvorkommen am Rammelsberg. Dieser bewirkte eine starke Kontamination mit Schwermetallen die sich heute durch den weiteren Verlauf entlang der Aller, der Weser und schlussendlich der Nordsee nachweisen lässt.

Orbit der Oker beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur in dieser Kulturlandschaft und bedient sich dabei einem kritischen Vokabular eines ortsspezifischen (patchy) Anthropozän.

Ortsspezifisches (patchy) Anthropozän

Das Anthropozän beschreibt das heutige Zeitalter nach dem des Holozäns. Dieses wurde, beziehungsweise wird, durch die Eingriffe des Menschen in die Kreisläufe des Planenten bedingt – noch gibt es keine Einigkeit über einen einheitliche Festlegung für einen allgemein gültigen Marker ab dem die Zeitrechnung beginnen soll – das wir bereits im Anthropozän leben, ist jedoch eine weitverbreitete Annahme. Das Projekt bezieht sich in der Argumentation auf einen weiteren Schritt – anstelle von einem flächendeckendem gleichmäßigen Einfluss des Menschen wird von ortsspezifischen Wechselwirkungen zwischen menschengemachten Infrastrukturen und wilden Agenten als wesentlichen Betrachtungsfenster ausgegangen¹ – so soll der Fokus auf einzelne differenzierte Punkte fallen, um zu einer kritischen Reflexion über die Zusammenhänge im Orbit der Oker anzuregen.
¹ vgl. Tsing, Anna L., Jennifer Deger, Alder Keleman Saxena, and Feifei Zhou. Feral Atlas: The More-Than-Human Anthropocene, Redwood City: Stanford University Press 2021, http://doi.org/10.21627/2020fa